Vorbereitung
Geburt im Wasser
Risiko
Vorteile
Nach der Geburt
Literatur

Die Geburt im Wasser

In der Eröffnungsphase ist das Baden im warmen Wasser eine gute Möglichkeit zu testen, ob die Wehen bereits den Beginn der Geburt anzeigen oder ob sie noch zu den Vorbereitungswehen zählen. Folgt jetzt der entspannenden Wärme eines "Testbades" ein Wehenstillstand, dann war alles "falscher Alarm".




Haus-/Wassergeburt

Die Eröffnungsphase

Das Badewasser sollte nicht zu heiß sein (maximal 37 °C) und der Aufenthalt im Wasser nicht zu lange dauern, damit das Entspannungsbad nicht zu einer Belastung von Herz und Kreislauf wird und dadurch in Anstrengung für Mutter und Kind umschlägt.

Werden die Wehen durch das Bad verstärkt, dann fängt die schräge Muskulatur der Gebärmutter an, sich zusammenzuziehen. Viele Frauen sind jetzt noch so abgelenkt, dass sie diese Wehen kaum wahrnehmen. Sollte allerdings neben der schrägen Muskelschicht auch die Ringmuskulatur am unteren Ende der Gebärmutter (siehe Abbildung rechts) den Kontraktionen folgen, dann sind die Vorwehen schon schmerzhaft: Die Ringmuskulatur ist während der Schwangerschaft dafür verantwortlich, dass der Gebärmutterhals auch bei Belastungen geschlossen bleibt. Manchmal arbeiten in dieser Phase beide Muskelschichten gegeneinander und lösen damit Schmerzen aus. In einer solchen Situation hilft das warme Wasser sehr, die untere Ringmuskulatur wieder weich werden zu lassen und damit den Wehenschmerz in der frühen Eröffnungsperiode zu lindern.

Manchmal gelingt es nicht, den Wehenschmerz in der Eröffnungsphase zu vermeiden. Ursache dafür können psychische wie körperliche Beeinträchtigungen der Gebärenden sein. Ergeben sich in der Eröffnungsphase weitere medizinische Hinweise auf Komplikationen, dann sollten die Beteiligten über eine Verlegung der Geburt an einen Ort mit weitreichenderer Hilfe nachdenken. Ein verstärkter Wehenschmerz in der frühen Eröffnungsphase ist ein Signal, das auf möglicherweise erhebliche Schwierigkeiten in den folgenden Geburtsphasen hinweisen kann. Für einen Wechsel des Geburtsortes ist zu diesem Zeitpunkt in der Regel noch genügend Zeit.

Nach den Vorwehen tritt meist eine Wehenpause auf. Der Muttermund kann bis zu 5 cm geöffnet sein. Nun ist die Schwelle erreicht, an der die Wehen von Impulsen des Kindes ausgelöst werden. Die Wirkung des warmen Wassers kehrt sich ins Gegenteil, es wirkt jetzt wehenanregend auf die Gebärmuttermuskulatur. Die Wehen werden rhythmischer und auch kräftiger durch das Bad. Trotzdem liegt immer noch eine längere Pause zwischen den Wehen, so dass die Frau in der Regel Gelegenheit hat, sich von der Wehe wieder zu erholen - und mit ihr das Baby.




Die Wehen müssen in dieser Phase den kindlichen Kopf in den Beckeneingang hinein und bis zur Beckenmitte hinunter schieben. In der aufrechten Haltung der Mutter hat ihr Becken den größtmöglichen Innenraum, so dass dem Kind beim Stehen und Knien der Mutter viel Platz im mütterlichen Becken geboten wird. Den meisten Frauen geht es besser, wenn sie dazu in oder auch außerhalb der Wanne umher laufen.




Ein tiefes Becken erlaubt das Stehen im Wasser

Die Übergangsphase

Werden die Wehen länger und heftiger, dann hat die Übergangsphase begonnen. Insbesondere wenn die einzelnen Wehen so lange dauern, dass die Frau nicht mehr Anfang und Ende einer Wehe unterscheiden kann, verspricht das Wasser die beste Schmerzlinderung. Schon die nächste Wehe im Wasser wird wieder überschaubar sein. Mit einer konzentrierten Atmung kann die Schwangere erneut in den Wehenrhythmus einsteigen. Die Wehenhäufigkeit kann nun durch Positionswechsel vom Liegen zum Knien, Stehen oder Hocken gut reguliert werden. Viele Frauen waren darüber erstaunt, wie genau sie im Wasser die Wehentätigkeit durch ihre Haltung selbst steuern konnten.




Wassergeburt - Partner hilft bei der Wehenverarbeitung

Der Partner als liebevolle Stütze

Der kindliche Kopf befindet sich in dieser Phase bereits in der kreisrunden Beckenhöhle. Die meisten Kinder scheinen die Wehen bis jetzt nicht als unangenehm zu empfinden, wie ihre kaum im Rhythmus veränderten Herztöne anzeigen. Der Druck auf den Kopf ist bis jetzt gering, denn in der runden Beckenhöhle hat der Kopf des Babys noch viel Platz.

Diese Wehenphase ist die schmerzhafteste für die Mutter, denn zur vollständigen Eröffnung des Muttermundes kommt nun das Druckgefühl auf das Steißbein hinzu. Hockt sich die Frau hin, kann der kindliche Kopf leichter in den engen Beckenausgang hineinrutschen. Das warme Wasser hilft bei der Dehnung von Knochenverbindungen und Muskulatur. Der Beckenboden wird im Wasser elastischer und gibt leichter nach.

Gleichzeitig verhindert das Wasser Schwellungen, die den weichen Geburtskanal unelastisch machen würden. Erstgebärende brauchen im Wasser für den Übergang des Geburtsfortschritts von der Beckenmitte zum Beckenausgang meistens zwei bis drei Wehen, während Zweitund Mehrgebärende oft mit einer Wehe auskommen. Die Verkürzung des Geburtsvorgangs im Wasser im Vergleich zur Geburt außerhalb des Wassers ist in der Übergangsphase am deutlichsten erkennbar.




Die Austreibungsphase

Nach einer deutlichen Pause beginnt die Austreibungsphase. Sie ist gekennzeichnet durch eindeutige Wehenpausen, die im Wasser bis zu 10 Minuten andauern können. Der Kopf des Babys wird durch den weichen Geburtskanal (Scheidenkanal) unter dem Schambein heraus geschoben (siehe Abbildung rechts). Durch die höhere Elastizität der Körpergewebe im Wasser bieten Beckenboden und Scheidenwände relativ wenig Widerstand. Das Pressen mit der Bauchmuskulatur ist deshalb bei einer Wassergeburt nur selten notwendig, und die meisten Frauen nehmen im Wasser auch keinen Pressdrang wahr.
Allerdings empfinden manche Frauen plötzlich Ängste, die sie nicht zuordnen können, obwohl sie sich bis hierher instinktiv richtig verhalten haben.




Stehen im Wasser gibt dem Kind ein Maximum an Raum

Die Ursache dafür scheint eine hormonelle Umstellung zu sein: Fast jede Frau hat plötzlich Durst, ein Zeichen für die Wirkung des aktivierenden Hormons Adrenalin, das wir auch aus anderen Stresssituationen kennen.

Ein enormer Energieschub der Gebärmutter ist in der Austreibungsperiode notwendig, um das Kind herauszulassen. Je nach der Bereitschaft der Mutter, sich jetzt von ihrem Kind zu lösen, kann sich die Austreibungsphase entweder beschleunigen oder verzögern. Beachten Hebammen und Geburtshelfer die psychologische Sensibilität der Beziehung zwischen Mutter und Kind zu diesem Zeitpunkt, dann werden sie die Frau in der bewussten Erfahrung des Ablösungsprozesses unterstützen.

Geburtsmedizinische Eingriffe wie Saugglocke oder Wehentropf zu Beginn der Austreibungsphase schneiden diesen Prozess künstlich ab und hindern die Frau daran, die Hormone Adrenalin und Prolaktin, die zur Austreibung bzw. später zur Muttermilchbildung benötigt werden, in ausreichendem Maße zu produzieren. Mit ein wenig Geduld könnte die Geburt in solchen Fällen vielleicht doch natürlich verlaufen. Im Wasser ist das Befinden von Mutter und Kind meistens so gut, dass genug Zeit bleibt, den ursprünglichen Geburtsablauf wieder in Gang zu setzen.




Wie bei der Geburt „an Land", so ist auch bei einer Wassergeburt die stehende Haltung eine günstige Gebärposition. Durch sie wird zusätzlicher Raum im Beckenausgang gewonnen. Die Schubkraft der Gebärmuttermuskulatur reicht in dieser Haltung meist vollkommen aus, um das Kind hinauszuschieben. Aktives Mitpressen könnte zu Dammrissen führen und ist deshalb zu vermeiden. Um den Damm zu schützen, sollte die Gebärende mit der eigenen Hand am Damm ertasten, wie groß die Kraft der kommenden Wehe ist. Dann kann sie leicht entscheiden, ob sie aktiv mitpressen oder sich einfach der Wehenkraft hingeben soll. Bei dieser Form der aktiven Geburt passen die Frauen intuitiv ihre Körperhaltung an die Durchtrittsbewegung des kindlichen Kopfes durch das Becken an, womit auch Verletzungen an Damm und Scheide vermindert werden.




Bubbles ins Wasser hilft bei der Wehenatmung

Die Geburt im Wasser

Die Geburt des Kindes findet in zwei Etappen statt: Zuerst wird der Kopf geboren, dann folgt mit einer weiteren Wehe der übrige Körper. Ist der Kopf vollständig erschienen, dann gibt es keinen Anlass zur Eile, denn die nächste Wehe lässt wahrscheinlich auf sich warten. So haben die Eltern Zeit, ihr Baby zu begrüßen. Wasserbabys schauen jetzt schon mit großen Augen zur Mutter. Mit der nächsten Wehe wird sich dann das Baby durch den Geburtskanal nach draußen drehen.




Erlebnis Wasser- geburt das Kind mit den eigenen Händen empfangen

Seine Schultern und der restliche Körper gleiten heraus, während sich das Baby mit den Beinen an der Gebärmutterwand abstößt. Angeborene Geburtsreflexe machen es dem Kind möglich, seine Geburt zu beschleunigen. Auch jetzt könnte das Mitpressen der Frau einen Dammriss verursachen und sollte deshalb vermieden werden. Ist das Kind geboren, macht es durch Paddelbewegungen deutlich, wann es aus dem Wasser gehoben werden muss, um seinen ersten Atemzug zu tun. Die meisten Babys können selbst an die Oberfläche paddeln. Wenn das Verhalten des Kindes jedoch auf Stresserfahrungen hinweist, müssen Geburtshelfer etwas nachhelfen. Die Hebamme unterstützt dabei unerfahrene Mütter, die großen Erwachsenenhände zum kleinen Kinderkörper zu führen.

Sowie das Baby nach der Geburt keinen Wasserkontakt mehr spürt, wird es seinen ersten Atemzug tun. Bis es dann aber endlich regelmäßig atmet, vergeht meist einige Zeit, in der es von der Mutter immer noch Sauerstoff über die Nabelschnur erhält. Diese doppelte Versorgung mit Sauerstoff ist auch deshalb notwendig, weil das Kind in den ersten zwei Minuten nach seiner Geburt sehr viel davon benötigt, um die während der Geburt verbrauchten Reserven wieder aufzufüllen.




In der Übergangszeit des Atmen-Lernens muss das Baby gewärmt werden. Viele Frauen benutzen dazu wieder das Wasser. Sie wiegen es im warmen Wasser und lassen nur sein Gesicht herausschauen. Das ist angenehm für das Baby, denn seine gepressten Schädelplatten und gedrückten Gliedmaßen können sich so wieder sanft entfalten. Manche Schmerzempfindung wird jetzt mit einem tiefen, entspannenden Atemzug abgegeben.




erste Entspannung im wohlig warmen Wasser

Die Nachgeburt

Über die Temperatur des Wassers während der Nachgeburtsphase bestehen verschiedene Ansichten. Diejenigen, die mit der Wassergeburt vor allem den Wehenschmerz lindern wollen, halten die Temperatur während der ganzen Geburt konstant auf 37 °C, bis das Kind aus dem Wasser herauskommt.

Diejenigen, die insbesondere den Übergang für das Kind sanfter gestalten wollen, lassen die Wassertemperatur über die Wehenphase hinweg auf 30 bis 32 °C abkühlen, um dem kindlichen HerzKreislauf-System die Arbeit zu erleichtern und Hirnblutungen vorzubeugen. Von der Entscheidung zwischen diesen beiden Methoden hängt ab, wie die Nachgeburtsphase gestaltet werden sollte:




Die Warmwasser-Methode

Hat sich die Frau für die Warmwasser-Methode entschieden, bleibt ihr nach der Geburt viel Zeit, ihr Kind ausgiebig kennenzulernen. Das warme Wasser wird die Plazenta noch eine Weile frisch erhalten und so das Kind gut versorgt sein lassen. Zwischen Geburt und Nachgeburt können 20 Minuten oder auch zwei Stunden vergehen. In dieser Zeit kann die Mutter ihr Baby in aller Ruhe an die Brust legen. Das Saugen ihres Kindes lässt sie dann das Wehenhormon (Oxytocin) ausschütten, das die Nachgeburtswehen auslösen wird. Jetzt muss sie aus dem warmen Wasser heraussteigen, um die Plazenta außerhalb des Wassers zu gebären.

Wenn sich die Plazenta von der Gebärmutterwand gelöst hat, ist eine offene Wundfläche entstanden. Das warme Wasser würde die Blutgefäße entspannen und öffnen, so dass Krankheitserreger eindringen könnten. Wann hierbei der beste Zeitpunkt zum Ausstieg aus dem Wasser ist, wissen die Geburtshelfer.






Die Hypotherme-Methode

Viele Frauen verlangen schon in der anstrengenden Übergangsphase nach Abkühlung. Eine Wassertemperatur von 30 bis 32 °C wird von vielen als angenehm warm empfunden. Will die Frau in der Austreibungsphase das Wasser nicht wieder auf 37 °C aufwärmen, dann hat sie sich für die zweite WassergeburtsMethode, die TscharkowskijMethode, entschieden. Bei dieser Methode wirkt die Wassertemperatur bis etwa 30 °C zusammenziehend auf die Blutgefäßwände und reduziert damit die Blutungsgefahr für die Frau.




Glücklich zurück in Mutters Armen

Da sich bei der Wassergeburt der Muttermund schon gleich nach Austritt des Kindes verschlossen hat, haben Keime kaum eine Chance, in die Blutbahn einzudringen. Deshalb kann die Frau auch während der Nachgeburtsphase noch im Wasser bleiben. Allerdings muss man mit einer schnellen Ablösung der Plazenta rechnen, denn der Verschluss der Gefäße beendet auch die Versorgung der Plazenta schneller. Sie löst sich innerhalb der ersten 20 Minuten nach der Geburt, oft schon in den ersten fünf Minuten und sollte dann auch zügig geboren werden. Die Wassergeburtshelfer erkennen am Aussehen und Verhalten des Babys, wann es Zeit für seine Abnabelung ist.




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Blick ins Buch Das Büchlein ist ein ideales Geschenk, um das Umfeld (Mütter, Großeltern, Partner) auf eine geplante Wassergeburt vorzubereiten.




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